15. April 2021, 18:30 Uhr MESZ
„Wir haben die feinsten Narren!“ Genie und Irrsinn bei Oskar Panizza
- PD Dr. Thomas Röske, Oskar Panizzas späte Zeichnungen aus der „Irrenanstalt“
- Prof. Dr. Heinz-Peter Schmiedebach, Das rothe Haus von Oskar Panizza: Ambivalenzen zur „Irrenanstalt“
- Moderation: Dr. Nike Thurn
Veranstaltungsdetails
Der erste Abend nimmt „Genie und Irrsinn“ bei Panizza in den Blick. Thomas Röske analysiert die in der Psychiatrie entstanden Zeichnungen Panizzas, die heute Teil der von ihm geleiteten Sammlung Prinzhorn des Universitätsklinikums Heidelberg sind, und ordnet sie sowohl in Panizzas Gesamtwerk als auch die aktuellen Forschungen zu Kunst im psychiatrischen Kontext ein. Heinz-Peter Schmiedebach bringt vor dem Hintergrund seiner Forschungen am Institut für Geschichte der Medizin und Ethik in der Medizin der Berliner Charité die Ambivalenzen in Panizzas wohl bekanntestem Psychiatriegedicht Das rothe Haus mit dem Genie-Wahnsinn-Diskurs und der psychiatriekritischen Bewegung um 1900 in Verbindung. Der Abend wird moderiert von Nike Thurn. PD Dr. Thomas Röske ist Leiter der Sammlung Prinzhorn des Universitätsklinikums Heidelberg. Prof. Dr. Heinz-Peter Schmiedebach ist Stiftungsgastprofessur für Medical Humanities am Institut für Geschichte der Medizin und Ethik in der Medizin der Berliner Charité. Dr. Nike Thurn ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Deutschen Historischen Museum Berlin.
29. April 2021, 18:30 Uhr MESZ
„Das Bild machte Halt.“ Medien und Figürlichkeit bei Oskar Panizza
- Dr. Elena Meilicke, Fotografie und „Pseudizität“: Paranoia als Medien-Wissen in Oskar Panizzas Imperjalja (1903/4)
- Prof. Dr. Dietmar Schmidt, Ende der Vorstellung: Zu Panizzas Wachsfigurenkabinett
- Moderation: Asst. Prof. Dr. Joela Jacobs
Veranstaltungsdetails
Der zweite Abend nimmt „Medien und Figürlichkeit“ bei Panizza in den Blick. Elena Meilicke widmet sich dem gegen Bismarck und Kaiser Wilhelm gerichteten, verschwörungstheoretischen Imperjalja-Manuskript Oskar Panizzas, das die Bedingungen fotografischer Reproduzier- und Mittelbarkeit um 1900 reflektiert und Konturen eines spezifisch paranoischen Medienwissens sichtbar werden lässt. Dietmar Schmidt analysiert Panizzas Erzählung Das Wachsfigurenkabinett als Antizipation des Mediums Film und arbeitet die Umbrüche ästhetischer Repräsentationen und kultureller Wahrnehmungsmodi im späten 19. Jahrhundert sowie die Spannungsverhältnisse zwischen poetischen und kinematographischen Verfahren im Text heraus. Der Abend wird moderiert von Joela Jacobs. Dr. Elena Meilicke ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Theorie und Praxis der Kommunikation an der Universität der Künste Berlin. Prof. Dr. Dietmar Schmidt ist außerplanmäßiger Professor am Seminar für Literaturwissenschaft der Universität Erfurt. Asst. Prof. Dr. Joela Jacobs ist Assistant Professor of German Studies an der University of Arizona.
13. Mai 2021, 18:30 Uhr MESZ
Podiumsdiskussion: „Einer der abenteuerlichsten Kampfhähne, der geradeaus auf das Confisciert-werden auszugehen scheint.“ Von den Schwierigkeiten, Oskar Panizza zu drucken
- Joachim Bessing
- Dr. Ute Kröger
- Moritz Müller-Schwefe
- Dr. Peter Staengle
- Moderation: Florian Sendtner
Veranstaltungsdetails
Der dritte Abend nimmt „die Schwierigkeiten Oskar Panizza zu drucken“ in der Form einer Podiumsdiskussion in den Blick. Der Hoffmann & Campe-Lektor Moritz Müller-Schwefe und der Autor Joachim Bessing, die 2019 Panizzas „Die Menschenfabrik“ neu ediert und mit einem Vorwort versehen haben, Ute Kröger, die 2016 anlässlich des 95. Todestages Panizzas „Vreneli’s Gärtli. Eine Zürcher Begebenheit“ mit einem Nachwort herausgegeben hat, und der Herausgeber der „Gesammelten Werke”, Peter Staengle, geben Einblicke in die jüngere Editionsgeschichte Panizzas – unter anderem die vielfältigen Herausforderungen durch seine abenteuerliche Orthographie. Der Abend wird moderiert von Florian Sendtner.
27. Mai 2021, 18:30 Uhr MESZ
„Das ist Dein kategorischer Imperativ. Handle, wie Dir Dein Dämon vorschreibt.“ Mystik, Spiritismus und Okkultismus bei Oskar Panizza
- Manuel Förderer, Pix, Pax und die Refugien des Zorns: Oskar Panizza im Kontext von Moderne, Spiritismus und Okkultismus
- Dr. des. Birgit Ziener, Dämonie als Erkenntnis-, Blasphemie als Bildungsprogramm: Oskar Panizzas literarisches Weltverhältnis
- Moderation: Prof. Dr. Waldemar Fromm
Veranstaltungsdetails
Der vierte Abend nimmt „Mystik, Spiritismus und Okkultismus“ bei Panizza in den Blick. Manuel Förderer verortet Panizzas Nachdenken über Inspiration, automatisches Schreiben und Autorschaftskonzepte in zeitgenössischen Diskursen wie Spiritismus und Okkultismus, die den Denk- und Explikationsraum der modernen Wissenschaften aufgriffen und erweiterten. Birgit Ziener beschäftigt sich mit Panizzas Theorie des Dämonismus, die der individuellen Vorstellungskraft eine schöpferische, Wirklichkeit erzeugende Funktion zuspricht und sich so gegen die zeitgenössisch vorherrschenden biologistischen, neuronalen und phrenologischen Wissensdiskurse wendet. Der Abend wird moderiert von Waldemar Fromm. Manuel Förderer ist Doktorand an der Graduate School „Practices of Literature“ der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Birgit Ziener ist Mitarbeiterin der Rosa-Luxemburg-Stiftung Berlin. Prof. Dr. Waldemar Fromm ist Leiter der Arbeitsstelle für Literatur in Bayern und außerplanmäßiger Professor am Institut für Deutsche Philologie der Ludwig-Maximilians-Universität München.
10. Juni 2021, 18:30 Uhr MESZ
„Einteilung der Menschenbagage! Wo fang ich nur an?“ (Nicht)Menschliches und (Anders)Artiges bei Oskar Panizza
- PD Dr. Claudia Lieb, Konkurrenz im „Kampf ums Dasein“: Oskar Panizzas Darwin-Rezeption
- Prof. Dr. Damir Smiljanić, Ein Satiriker mit Biss: Oskar Panizzas neokynischer Blick auf die menschliche Natur
- Moderation: Marcel Winter
Veranstaltungsdetails
Der fünfte Abend nimmt „(Nicht)Menschliches und (Anders)Artiges“ bei Panizza in den Blick. Claudia Lieb untersucht Panizzas Auseinandersetzung mit darwinistischem Gedankengut in Texten, die die Technisierung und den moralischen Niedergang der Menschlichkeit im Kampf ums Dasein parodieren – und damit kritisch in Frage stellen, was das Menschsein bedeutet. Damir Smiljanić analysiert das Tagebuch eines Hundes als satirische „Menschheitsentzauberung“ mit philosophischem Ernst, die von Diogenes über die französischen Moralisten bis zu Schopenhauer und Nietzsche führt. Der Abend wird moderiert von Marcel Winter. PD Dr. Claudia Lieb ist Privatdozentin am Germanistischen Institut der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Prof. Dr. Damir Smiljanić ist Professor für Philosophie an der Universität Novi Sad. Marcel Winter ist Doktorand an der Philologisch-Historischen Fakultät der Universität Augsburg.
17. Juni 2021, 18:30 Uhr MESZ
YouTube-Premiere I: Das Liebeskonzil
Veranstaltungsdetails
Unsere erste YouTube-Premiere zeigt das berühmt-berüchtigte Liebeskonzil in einer 2007 von Hans Schröck frei nach Oskar Panizza inszenierten Aufführung in der Alte Mälzerei Regensburg. Die Veranstaltung findet als YouTube-Premiere statt, d.h. das Video kann ab 18:30 Uhr MESZ auf unserem YouTube-Kanal (siehe Video-Tab) angeschaut und im Live-Chat vom Publikum begleitend kommentiert werden.
24. Juni 2021, 18:30 Uhr MESZ
„…um so prachtvoller entwickelt sich der pathologische Keim“ – Krankheit und Gesundheit bei Oskar Panizza
- Dr. Gal Hertz, The Pathological Desire for Health: Panizza’s Love Council and Wilhelmine Normalcy
- Prof. Dr. Peter Jelavich, Pan(dem)izza: Panizza lesen in der Pandemie
- Moderation: PD Dr. Anja Schonlau
Veranstaltungsdetails
Der sechste Abend nimmt „Krankheit und Gesundheit“ bei Panizza in den Blick. Gal Hertz am Beispiel des berühmt-berüchtigten Liebeskonzils mit Panizzas Kritik an medizinischen und psychiatrischen Vorstellungen von „Normalität“ auseinander, die soziale Unterschiede und marginalisierte Gruppen in der wilhelminischen Gesellschaftsordnung als „krank“ exkludierten. Peter Jelavich reevaluiert das Liebeskonzil mit Blick auf historische und aktuelle Krankheitsdiskurse – und schlägt den Bogen von Neuinszenierungen des Theaterstücks vor dem Hintergrund der HIV/Aids-Krise in den 1980er Jahren bis hin zu Covid-19-Interpretationen der Gegenwart. Der Abend wird moderiert von Anja Schonlau. Prof. Dr. Peter Jelavich ist Professor of History an der Johns Hopkins University. Dr. Gal Hertz ist Researcher und Teaching Fellow am Minerva Humanities Center der Tel Aviv University. PD Dr. Anja Schonlau ist Lehrstuhlvertreterin am Seminar für Deutsche Philologie der Georg-August-Universität Göttingen.
1. Juli 2021, 18:30 Uhr MESZ
YouTube-Premiere II: Das Liebeskonzil
Veranstaltungsdetails
Unsere zweite YouTube-Premiere zeigt Oskar Panizzas berühmt-berüchtigtes Liebeskonzil in einer 2006 von Birgit Franz inszenierten Aufführung an der Studiobühne Bayreuth. Die Veranstaltung findet als YouTube-Premiere statt, d.h. das Video kann ab 18:30 Uhr MESZ auf unserem YouTube-Kanal (siehe Video-Tab) angeschaut und im Live-Chat vom Publikum begleitend kommentiert werden.
8. Juli 2021, 18:30 Uhr MESZ
„… als Teufelsfrauenzimmer an den Pranger gestellt“ – Fallgeschichten bei Oskar Panizza
- Dr. Dr. Magdalena Gronau, Verkehrte Welten: Panizzas Erzählungen als Fallgeschichten
- Bastian Lasse, „Enfin c’est tout ce que vous voudrez!“Ein Stimmen-Kaleidoskop in Panizzas Ein scandalöser Fall
- Moderation: Dr. Anja Ketterl
Veranstaltungsdetails
Der siebte Abend nimmt „Fallgeschichten“ bei Panizza in den Blick. Magdalena Gronau sieht in Oskar Panizzas Erzählungen eine Persiflage der Gattung „Fallgeschichte“, die im medizinisch-psychiatrischen Kontext zwar Körper und Psychen als deviant markiert – deren normative Funktion von ihm jedoch kunstvoll unterlaufen wird. Bastian Lasse analysiert – ausgehend von Michel Foucaults Befund, dass die intersexuelle Protagonistin nur aus den Projektionen der anderen Figuren entworfen werde – Oskar Panizzas Erzählung über Herculine Barbin/Alexina B. und zeigt, wie das dadurch sichtbar werdende Stimmenkaleidoskop die Zuschreibung eindeutiger Körperlichkeit unterwandert. Der Abend wird moderiert von Anja Ketterl. Dr. Dr. Magdalena Gronau ist Erwin Schrödinger-Stipendiatin am Institut für deutsche Literatur an der Humboldt Universität Berlin. Bastian Lasse ist Doktorand und Teaching Fellow am Department of Germanic Languages & Literatures der Harvard University. Dr. Anja Ketterl ist Lehrerin am Lilienthal-Gymnasium Berlin.
22. Juli 2021, 18:30 Uhr MESZ
„…es besteht die höchste Wahrscheinlichkeit, daß wir auf dem Monde sind.“ Fabulieren und Pathologisieren und Pathographieren bei Oskar Panizza
- Dr. Thomas Hardtke, Christus in psicho-patologischer Beleuchtung: Pathographisches Schreiben um 1900
- Dr. Sophia Könemann, Oskar Panizza fabuliert: Die Erzählungen Eine Mondgeschichte und Der Corsetten-Fritz
- Marcel Winter, Schreibe, wie du hörst: Zur Devianz der Schrift bei Oskar Panizza
- Moderation: Prof. Dr. Bettina Bannasch
Veranstaltungsdetails
Der achte Abend nimmt das „Pathologisieren und Pathographieren“ bei Panizza in den Blick. Thomas Hardtke sieht Oskar Panizzas religionskritische Texte – sein Christus in psycho-pathologischer Beleuchtung – als Brennpunkt der um 1900 virulenten psychiatrischen, theologischen und literarischen Diskussionen und zeigt, mit welchen rhetorischen Strategien der Autor dabei medizinische Schreibweisen ironisierte. Sophia Könemann ist leider verhindert und daher spring Marcel Winter mit einem Vortrag zu Oskar Panizzas eigentümlicher Orthografie ein, was den Schwerpunkt des Abends etwas stärker auf das Schreiben und die Schrift verschoben hat (siehe Titelveränderung im Programm). Der Abend wird moderiert von Bettina Bannasch. Dr. Thomas Hardtke ist Akademischer Mitarbeiter im Fach Deutsch der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd. Marcel Winter schließt gerade seine Promotion zu Oskar Panizza an der Universität Augsburg ab. Prof. Dr. Bettina Bannasch ist Professorin für Neuer Deutsche Literaturwissenschaft an der Universität Augsburg.
28. September 2021, 18:30 Uhr MESZ
Panizzas Todestag
Abschlussveranstaltung
Veranstaltungsdetails
Am Todestag findet eine Abschlussdiskussion statt, die die Ringvorlesung Revue passieren lässt, sich mit offenen Fragen beschäftigt und einen Blick in die Zukunft wirft. Dafür sind uns Ihre Ideen wichtig! Bitte füllen Sie bis zum 20.9.
diesen Fragebogen aus, auch wenn Sie nicht teilnehmen können. Der Abend wird moderiert von den Organisatorinnen der Ringvorlesung, Joela Jacobs und Nike Thurn. Asst. Prof. Dr. Joela Jacobs ist Assistant Professor of German Studies an der University of Arizona. Dr. Nike Thurn ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Deutschen Historischen Museum Berlin.