Digitale Ringvorlesung zum 100. Todestag 

„Entweder müßte ihm ein Scheiterhaufen oder ein Denkmal errichtet werden“
Theodor Fontane
Oskar Panizza (1853-1921) war einer der kontroversesten Autoren seiner Generation. Bereits zu seinen Lebzeiten ebenso bewundert wie umkämpft – international steckbrieflich gesucht, zensiert, angeklagt und inhaftiert –, provozierten seine Texte über seinen Tod hinaus: Nachlassverwalter verschlossen sie vor der Öffentlichkeit, Nationalsozialisten instrumentalisierten sie, Gerichte verboten sie, teils bis in die 1990er Jahre hinein. Die breite öffentliche Anerkennung, die prominente Fürsprecher wie Kurt Tucholsky, Karl Kraus und Lion Feuchtwanger, Walter Benjamin, George Grosz und Heiner Müller prophezeiten oder forderten, blieb jedoch aus. Stattdessen verstellt seine scharfzüngige Kritik an Kirche, Staat und Gesellschaft oft bis heute den Blick auf das ästhetische Potential seines Werks, das auch 100 Jahre später nichts an Relevanz und Diskussionsbedarf eingebüßt hat. Die digitale Ringvorlesung samt Begleitprogramm mit Beiträgen von internationalen Wissenschaftler*innen, Journalist*innen und Künstler*innen präsentiert neue Blicke auf Panizzas kontroverse „Klassiker“ – wie Das Liebeskonzil oder Ein scandalöser Fall – und rückt bislang kaum beachtete Texte in den Fokus.
Oskar Panizza, Quelle: Wikimedia Commons